Kolumne mit spannenden Kommentaren bei „Cicero“

Eingetragen in: Sharing Economy | 1

Unter der Überschrift „Der Schein des Teilens“ stellt der Autor Alexander Grau die These auf, das Konzept der Sharing Economy sei durch und durch verlogen. Warum? Wegen der Romanik, die es vortäuscht.

Zitat: „Zunächst werden Technologien geschaffen, die es Konzernen und Unternehmen in bisher ungeahnter Weise ermöglichen, in unsere privatesten Lebensbereiche einzudringen und diese kommerziell auszuwerten. Intellektuell flankiert wird dieser ökonomische Übergriff dann von linken Träumern und Netzenthusiasten, die den ganzen Quatsch auch noch als Ausdruck einer neuen, grenzenlos kreativen, besseren und kollaborativen Welt verkaufen. Und hier liegt der eigentlich Skandal: In dem Versuch, uns alle für dumm zu verkaufen.“

 

Quelle: http://www.cicero.de/salon/share-economy-der-schein-des-teilens/58528

Naja, eine Kolumne, die mir richtig gut gefällt, ist diese sicherlich nicht. Was aber mehr an den vielleicht unglücklich gewählten Formulierungen liegt als am Inhalt. Viel lesenswerter als der Text sind deshalb die Leser-Kommentare, denn sie zeigen auf, wie vielschichtig die Sharing Economy wirklich ist. Und wie schwer zu fassen. Mich lässt die Diskussion etwas ratlos zurück: Ist die Sharing Economy jetzt gut oder böse? Oder gibt es vielleicht eine gute und eine schlechte?

 

Eine Antwort

  1. Carmen
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    Prinzipiell finde ich es immer problematisch, eine Sache als gut oder böse abzustempeln. Dinge sind neutral; gut oder böse die Menschen, die sie benutzen. Ich habe wenig Verständnis für die Diskussion um die angeblich gewollte Abschaffung des Kapitalismus. Die Menschen, die ich kenne und diese Dienste nutzen, sind schlichtweg pragmatisch: Man möchte/muss Geld sparen und leiht sich deswegen etwas aus. Was ich allerdings schade finde, ist, dass diejenigen Menschen, die wirklich sehr wenig verdienen, über solche Dienste überhaupt nicht Bescheid wissen. So gesehen hat der Autor nicht ganz unrecht, wenn er davon spricht, dass eine ordentliche Portion Heuchelei bei der Sache ist.

    Es gibt meines Wissens nach nur zwei Projekte, bei denen kaum oder nur wenig Geld fließt, und man wirklich sagen könnte, dass es ausschließlich darum ginge, Menschen kennen zu lernen bzw. ressourcensparend zu wirtschaften und das kapitalistische System etwas auszuhebeln, ohne größeren Schaden anzurichten, und das sind Couchsurfing und Mundraub.org. Bei Couchsurfing bekommt man nette Gesellschaft (oder Erfahrung), einen günstigen Urlaub und in der Regel das ein oder andere Gastgeschenk. Mundraub.org verkauft zur Finanzierung seiner Tätigkeit Bücher.

    Einer der Cicero-Leser schreibt von der Gefahr, dass die Wirtschaft (und damit auch unsere eigenen Löhne) durch die vielen Tauschdienste langsam den Bach hinunter geht. Dadurch, dass diese Dienste hauptsächlich von „wohlhabenderen“ Leuten genutzt werden, die kein Problem mit der Anschaffung teurer Produkte hätten, entsteht für die Wirtschaft tatsächlich ein Verlust. Würden die ärmeren Menschen auf solche Tauschbörsen zurückgreifen, wäre es weitaus weniger schlimm. Damit könnten nebenbei dann auch viele andere Probleme gelöst werden, z.B. ungesunde Ernährung, mangelnde Bildung; teure Hobbies wären auch für sozial schwache Menschen zugänglich. Diese haben an solchen Angeboten aber gar kein Interesse. Andererseits bedeuten höhere Einnahmen für eine Firma nicht zwangsläufig auch faire Löhne für die Mitarbeiter. Diese Vorstellung ist genauso romantisch und unrealistisch wie die, den Kapitalismus abzuschaffen. Man braucht ja nur Amazon anzuschauen…

    Die Idee der Shareconomy ist prinzipiell gut, geht aber total am Ziel vorbei. Oder braucht SEHR lange, bis es erreicht ist. Aber wollen wir wirklich eine Welt, in der man nicht mehr arbeiten gehen muss, um Geld zu verdienen? Und dieses dann auszugeben? Brauchen wir nicht irgendeine Struktur, einen Halt? Wie wird die Abschaffung des Kapitalismus, der hier angedacht wird, weitergesponnen?

    Mal ganz abgesehen davon: Wer Werbung und sonstiger Propaganda glaubt, ist selbst schuld. Es ist doch vollkommen klar, dass man eine Idee an den Mann bringen will, oder besser gesagt, an möglichst viele Männer/Frauen/Kinder. Ist es nicht das, worum es beim Kapitalismus geht? Sprich: Die Shareconomy ist selbst ein Produkt des Kapitalismus, sie kann nur ein kapitalistisches Ergebnis haben.

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